Fasten soll den Körper reinigen, vor chronischen Erkrankungen schützen und sich positiv auf die Psyche auswirken. Fasten gibt dem Körper eine Pause vor der andauernden Nahrungsverwertung und ermöglicht Zeit zur Regeneration. Neuesten Studienergebnissen zufolge soll Fasten sogar bei der Krebstherapie hilfreich sein, weil den Krebszellen so der Treibstoff entzogen wird und sie sich nicht wie gesunde Zellen darauf einstellen können. Aber wie geht es einem während einer Fastenzeit? Fühlt man sich schlapp oder entwickelt sich schon während der Fastenzeit Energie? Ich habe nun schon mehrere Fastenzeiten hinter mir – jeweils für 1 Woche – und da mir im Internet immer konkrete Erfahrungsberichte gefehlt haben, möchte ich dir nun vom Ablauf berichten und meine Erfahrungen einfließen lassen:
2 Vorbereitungstage zu Beginn
Zur Vorbereitung auf die Fastentage soll zunächst an den zwei vorangehenden Tagen auf Alkohol, Kaffee, Fleisch und Zigaretten verzichtet werden. So wird der Körper schon vor dem eigentlich Fastenstart entlastet. Zusätzlich kann man auf etwas leichtere Kost umsteigen, um schonmal die Kalorien zu reduzieren.
Die ersten beiden Fastentage
Am ersten Fastentag starten viele Fastende zunächst mit Glaubersalz (ein Abführmittel), welches während des Fastens den Hunger reduzieren soll. Schön ist dieser Start eindeutig nicht, aber er hilft, sich auf die Fastenzeit einzustellen und darauf vorzubereiten, dass es ab sofort eine Weile keine feste Nahrung mehr geben wird. Wichtig hierbei zu beachten: Viel Wasser dazu trinken. Sonst wirkt das Glaubersalz nicht.
Im Anschluss daran trinke ich ausschließlich Wasser und Kräutertee (die ganze Woche dabei zu bleiben, klappt allerdings nicht gut, dazu später mehr).
Man kann auch alternativ eine Variante wählen, bei der ausschließlich Säfte getrunken werden.
Um etwas Abwechslung zu haben, habe ich abends heißes Wasser mit Ingwer-Scheiben (ohne die Scheiben) getrunken. Insgesamt geht der erste Tag gut rum, Hunger hat man nach Glaubersalz wirklich kaum. Schlafen kann man mit knurrendem Magen allerdings nicht gut.
Der zweite Fastentag ist in meinem Fall meist nicht so schön und rückblickend wahrscheinlich der Schwierigste (teils auch noch der dritte). Hier beginnt der Körper spürbar, sich umzustellen und dadurch auch etwas aus dem Takt zu kommen. Denn er muss ab nun von anderen Energiereserven leben. Das kann sich bemerkbar machen durch Schlappheit, Schwindel (vor allem nach dem Aufstehen) und auch Kopfschmerzen. Hilfreich ist hier viel Trinken und ausdauernde Bewegung wie ein längerer Spaziergang.
Der 3. und 4. Fastentag
Am dritten und vierten Fastentag bessert sich das Befinden schrittweise wieder. Der Schwindel lässt nach, die Kopfschmerzen kommen nur zwischendurch mal und sind erträglich. Der Körper beginnt, sich an das Fasten zu gewöhnen und seinen Energiebedarf anderweitig zu decken. Auch an diesen Tagen finde ich lange Spaziergänge sehr hilfreich.
Es sei hier dennoch erwähnt, dass diese beiden Tage von manchen Fastenden als „Fastenkrise“ bezeichnet werden. Es ist also durchaus möglich, dass das schlechte Befinden und die spürbare Umstellung des Körpers erst hier stattfindet und sich erst im weiteren Verlauf bessert.
Ein weiterer Punkt ist die Gewichtsabnahme, die hier schon beginnt und durchaus mehrere Kilos betragen kann. Das ist natürlich keine klassische, geschweige denn langfristige Gewichtsabnahme und auch absolut nicht der Sinn des Fastens, aber dennoch ist es ein Nebeneffekt, der stattfindet und über den man sich bewusst sein sollte.
Der 5. und 6. Fastentag
Jetzt kommen wir zu dem etwas kritischen Teil, dem fünften und sechsten Fastentag. Ich habe hier jetzt schon mehrfach leichte bis starke Nierenschmerzen und Gliederschmerzen bekommen. Das erleben wohl viele Fastende und soll an einer Übersäuerung durch das Fasten liegen. Helfen sollen Zitronensaft, Brennesseltee und Gemüsebrühe. Ich bin kein Arzt und kann deshalb die genauen Hintergründe nicht gut nachvollziehen. Aber diese Dinge haben mir geholfen und ich würde tippen, dass Nierenschmerzen nicht unbehandelt bleiben sollten. Bei der Gemüsebrühe würde ich immer selbst gekochte oder aber frische Gemüsebrühe aus dem Glas ohne Zuckerzusatz bevorzugen.
Ab dem 6. Fastentag läuft es meist dann rundherum gut. Der Körper bekommt genug Energie und ist auf den Hungermodus eingestellt, die Stimmung ist gut, der Schlaf ebenfalls.
Bei mir persönlich kommt es darüber hinaus zu einer verschobenen Beschäftigung mit Essen. Ich fange an, ein Kochbuch nach dem anderen durchzublättern, Rezepte rauszusuchen und die Bilder zu betrachten und schonmal Gerichte zu planen. Daneben entsteht ein gewisser Futterneid gegenüber anderen, die tolle Dinge essen, selbst wenn das Hungergefühl weiterhin nicht wirklich vorhanden ist.
Der letzte Fastentag und Resumée
Am letzten Fastentag war ich jeweils in absoluter Hochstimmung. Genau das Gefühl, von dem so viele Fastende berichten. Vielleicht ist es auch einfach die Vorfreude darauf, dass es am Tag danach endlich vorbei sein wird. Man kriegt trotz fehlendem Hunger Lust darauf, endlich wieder etwas Leckeres zu essen.
Ich habe während einer Fastenwoche viele Pläne gemacht, was ich in der Zeit danach essen möchte und eifrig Rezepte rausgesucht. Und hier sehe ich den riesen Vorteil am Fasten: Fasten ändert etwas an der Einstellung zum Essen. Man hat mithilfe der Fastenzeit einen Cut gemacht und kann nochmal von vorn beginnen. Ohne die schlechten Angewohnheiten und die Alltagsroutine, durch die man manchmal kaum registriert, was genau man gerade isst.
Man bekommt ein Bewusstsein dafür, wie gut wir es hier haben, dadurch dass immer genug da ist. Und man erkennt, wie viele Möglichkeiten es theoretisch gibt, sich gesund und schmackhaft zu ernähren. Hier ergibt sich die große Chance, das Ernährungsverhalten wirklich umzustellen. Das kann man theoretisch auch von heute auf morgen ohne eine Fastenzeit machen, aber der Anreiz ist nach einer Fastenzeit nochmal sehr viel größer.
Aufbautage nach dem Fasten
Wenn die Fastenzeit geschafft ist, legt man danach ein paar Aufbautage ein, um langsam wieder mit dem Essen zu starten. Diese Zeit ist besonders wichtig, damit sich der Körper wieder auf das Essen einstellen kann. Ich starte mit einem Apfel. Danach kann man dann Schritt für Schritt, mit zunächst leichter Kost, weiter aufbauen. Es ist eine besonders schöne Phase, weil man ganz bewusst isst und die Lebensmittel besonders genießen kann. Und sie schmecken wirklich besser als vorher.
Mein Fazit
Es ist spannend, Fasten einmal auszuprobieren und die Veränderungen im Körper zu beobachten. Spätestens nach ein paar Tagen fühlt man sich wohl und durch die fehlenden Mahlzeiten auch sehr frei. Die Überwindung auf Nahrung zu verzichten gehört auch dazu. Man merkt in der Zeit, dass es dem Körper guttut und eine heilende Wirkung hat. Teils kann man vielleicht auch wieder besser wahrnehmen, wie viel Kraft man eigentlich doch hat und zu welchen Dingen unser Körper in der Lage ist. Nach dem Fastenende isst man wieder bewusster und hat die Möglichkeit, seine Ernährung auch langfristig umzustellen. Alles in allem bietet eine Fastenzeit also viele Chancen auf positive Veränderungen.
Danke für diesen Bericht. Er motiviert mich, doch dabei zu bleiben. Bin gerade bei Tag 5, habe auch Rücken(Nieren?)schmerzen und war schon dabei aufzugeben aus Angst, meinen Körper zu schaden. Geplant sind eigentlich 10 Tage. Mal sehen, wie es mir am 7. Tag geht, dann entscheide ich, ob ich weiter mache.
Sonnige Grüße!
Schöner Bericht, auf welchen ich leider erst recht spät gestoßen bin. Das kenne ich auch, dass man während einer Fastenkur schon (Speise-)Pläne für die Zeit danach schmiedet!
Viele Grüße!