Unser Leben besteht, wie die gesamte Natur auch, aus ganz vielen Rhythmen. Am eindrücklichsten kann man dies wohl an den Rhythmen erkennen, die unseren Körper am Leben erhalten: Der Herzschlag und die Atmung. Sie beide folgen einem ganz charakteristischen Rhythmus und beeinflussen sich gegenseitig. Gleichzeitig sind sie aber auch in einem gewissen Rahmen anpassungsfähig, zum Beispiel wenn wir uns bewegen oder Sport machen. Aber auch die Gehirnströme folgen bestimmten Wellen, die sich je nach Anforderung und sozialer Umgebung verändern. Es gibt zum Beispiel eine Studie darüber, dass sich Gehirnströme von 2 Menschen stärker synchronisieren, wenn wie sich gut verstehen oder gut miteinander harmonieren.
Ein weiterer wichtiger Mechanismus ist die circadiane Rhythmik des Menschen, womit die Anpassung an einen 24-Stunden-Rhythmus gemeint ist. Das beste Beispiel ist dafür der Schlaf-Wach-Rhythmus, der wiederum verschiedene hormonelle Rhythmen mit sich bringt. So steigt zur Nacht hin der Melatoninspiegel und sinkt in den Morgenstunden wieder. Ab Mitternacht wird Cortisol ausgeschüttet, was in den Morgenstunden seinen Höhepunkt erreicht. Zusätzlich profitieren wir davon, auch in unserem Alltag gewisse Routinen und Rhythmen zu etablieren. Im gesunden Fall helfen uns alle Rhythmen dabei, uns gut an die Lebensanforderungen anzupassen und bestmöglich für ein inneres Gleichgewicht zu sorgen .
Wenn es durch zu große Belastungen zu psychischen Beschwerden kommt, geraten genau diese Rhythmen im wahrsten Sinne des Wortes „aus dem Takt“. Nicht nur in unserem Alltag, sondern auch auf biologischer Ebene. So kommt es häufig vor, dass bei anhaltendem Stresserleben oder Überforderung der Cortisolspiegel zu hoch ist, dass sich die Körpertemperaturkurve abflacht und dass nachts zu wenig Melatonin ausgeschüttet wird, was den Schlaf in der Folge verschlechtert. Daneben kann der Puls erhöht sein oder andere Stresssymptome können auftreten. Alle haben letztlich den Ursprung in gestörten Rhythmen.
Die Rhythmen wieder in Einklang bringen
Jetzt ist die spannende Frage, wie man genau dieses Wissen nutzen kann, um die Rhythmen wieder in Einklang zu bringen und das Wohlbefinden wieder zu verbessern. Eine weit verbreitete Möglichkeit ist es, die Rhythmen über die richtige Atmung zu beeinflussen, denn Atmung ist ja die einzige Körperfunktion, die man bewusst steuern kann. Die richtige Atmung beeinflusst dann wiederum den Rhythmus des Herzens usw. Daneben kann man über Bewegung und Sport die Stresshormone beeinflussen und vieles mehr. Über Yoga kann man die Atmung und Körperbewegungen harmonisieren. Über Tageslicht kann man positiv auf den Melatoninspiegel einwirken.
Was dagegen noch wenig bekannt ist und einen relativ neuen „Therapiezweig“ darstellt, ist die Nutzung von „äußeren“ Rhythmen, Klängen und Musik, um dadurch die inneren Rhythmen zu beeinflussen. Ein bisschen was davon kennen wir bereits durch die eigene Erfahrung, dass je nachdem welche Form von Musik wir hören, dies einen Einfluss hat auf die wahrgenommene eigene Energie, auf die Entspanntheit und auf die Emotionen. Die Wirkweise von Rhythmen, Klängen und Musik kann man nun auch ganz gezielt einsetzen. Ziel dabei ist immer, die verschiedenen Rhythmen wieder neu zu synchronisieren und eine neue Flexibilität zu entwickeln. Ein schönes Beispiel dafür ist Taketina, wo im Gruppenprozess Rhythmen entwickelt und genutzt werden, was nachweislich in eine tiefe Entspannung führen kann.
Dies ist ein super spannendes Phänomen, von dem sicher viele Menschen, die sich mit Klängen und Musik verbunden fühlen, profitieren könnten. Ich verlinke dir hier mal ein Video, was das Vorgehen veranschaulicht und ein wenig die Wirkweise erspüren lässt. Vielleicht inspiriert es auch ganz allgemein dazu, Musik wieder vermehrt zu nutzen und ins Leben zu integrieren, egal in welcher Form. Auch das hat bereits eine heilsame Wirkung und beeinflusst die eigenen „Rhythmen“ in ausgleichender Weise.